Familie Unionidae – Flussmuscheln

Süßwassermuscheln • weltweit verbreitet • in fließendem Wasser • Familie mit über 900 Arten • die Phylogenie innerhalb der Ordnung Unionoida ist derzeit noch sehr im Fluß

Anodonta • CristariaHyriopsisPilsbryoconchaScabiesSinanodontaUnio

Anodonta anatina - Unionidae

Schalenvon Anodonta anatina (9cm)
aus Ungarn

Anodonta anatina

  • Gattungsname: von lat. anas = Ente
  • Gemeine Teichmuschel, Kleine Teichmuschel, Entenmuschel — engl.: Duck Mussel
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • maximale Gehäusegröße 10cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Nord-/Mitteleuropa
  • Schutz der heimischen Populationen nach der Bundesartenschutz-Verordnung, streng bzw. nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt
  • Zur Vermehrung braucht die Art bestimmte Fischarten, in deren Kiemen oder anderen Körperteilen sich die Larven anheften, bis sie nach einigen Wochen von ihrem Wirtstier abfallen; Wirtstiere sind u.a. Bachforellen, Regenbogenforellen, Aitel, Gründlinge, Moderlieschen, Rotfedern, Schleien, Flussbarsche, Zander, Mühlkoppen und Dreistachlige Stichlinge. Dieses breite Wirtstierspektrum und die Anpassung an unterschiedliche Lebensräume ermöglichten der Art eine weite Verbreitung. Der aktuelle Rückgang der Entenmuschel-Bestände wird auf Bisamfraß und die Wandermuschel Dreissena zurückgeführt, die sich an die Schale heftet und so Anatina anodonta beim Filtrieren und bei der Fortpflanzung behindert.

Der Entenschnabel; Die breite Entenmuschel oder Flußmuschel.
In süssen, vornämlich stehenden Wassern, in Europa; ist von Myt. cigneus kaum zu unterscheiden; hat auch mit Mya pictorum Aehnlichkeit; von verschiedener Grösse; das Thier dient den Enten zur Speise.*

* Philipp Andreas Nemnich: Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Natur-Geschichte mit erklaerenden Anmerkungen (1793-1798)
über Mytilus anatinus

Anodonta cygnea - Unionidae

Bitterlinge mit Schwanenmuscheln

Ostjan / Wikimedia
GNU GNU bzw. CC-Lizenz CC-Lizenz BYCC-Lizenz SA

Anodonta cygnea

  • Artname: von lat. cygnus = Schwan
  • Schwanenmuschel, Große Teichmuschel — engl.: Swan Mussel
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonym
  • maximale Gehäusegröße 26cm (normal 20cm)
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Nord-/Mitteleuropa
  • Schutz der heimischen Populationen nach der Bundesartenschutz-Verordnung, streng bzw. nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt
  • Die Larven von Anodonta cygnea verbringen ihr parasitäres Stadium in Haut und Kiemen von Fischen und ernähren sich von dem Gewebe des Wirtes, ohne großen Schaden anzurichten. Nach der Metamorphose verlassen die kleinen Muschelformen ihre Wirte, zu denen unter anderem Karpfen, vor allem aber der Bitterling zählt. Die Schwanenmuschel und der Bitterling leben in einer Symbiose: Während die Muschel die Fischembryos des Bitterlings aufnimmt, nisten sich die Muschellarven bem Bitterling ein; alle Larven, die keinen Wirt finden, verenden.
  • Zwischen April und Juni statt wächst den Bitterling-Weibchen eine mehrere Zentimeter lange Legeröhre. Damit legt das Weibchen die Eier in den Kiemenraum der Muschel, wobei jede Muschel nur ein bis zwei Eier erhält. Die Spermien der Männchen gelangen durch das Atemwasser in den Kiemenraum der Muscheln und befruchten dort die Eier.
Anodonta cygnea - Unionidae

Schalen von Anodonta cygnea zellensis (11cm) aus den Niederlanden

Cristaria plicata - Unionidae
Cristaria plicata - Unionidae

Mit einem solchen selbst hergestellten Spinner wurde dieser Saibling im Vätternsee, dem zweitgrößten Binnensee Schwedens, gefangen

Fotos: Bernhard Gerecht

Cristaria plicata

  • Gattungsname: von lat. crista = kammtragend — Artname: lat. plicata = gefaltet
  • Hahnenkamm-Perlmuschel — engl.: Cockscomb pearl mussel
  • Erstbeschreibung von William Elford Leach 1814
  • maximale Gehäusegröße 25cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung China
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen / in Südkorea ist die Art im Freiland gefährdet
  • Cristaria plicata ist eine der wichtigsten Süßwassermuscheln für die Perlenproduktion in China, früher war sie sogar die wichtigste. Die Muschel produziert eine große Zahl Perlen von geringer Qualität, die in den 1970ern und 1980ern als "Rice Krispie pearls" bezeichnet wurden.
  • Die Mitochondrien der Hahnenkamm-Perlmuschel werden untersucht, um die Verwandtschaft zwischen den in Ostasien vorkommenden Populationen zu klären.
  • Cristaria plicata eignet sich zum Herstellen von Spinnern für das Saiblingfischen. Dies ist eine spezielle Art des Sportangelns, die während der Sommermonate auf dem schwedischen Vätternsee mit Djuptrolling ausgeführt wird, und zwar in Tiefen von 37-42 Metern bei 1,8 Knoten Geschwindigkeit vom Boot aus. Auch für den Fang von "Lax-Öring" (Salmo trutta) kann die Schale der Hahnenkamn-Perlauster verwendet werden.
Cymbiola imperialis - Volutidae

Schale mit Cristaria plicata aus Bali

Cristaria spec. - Unionidae

Perlmutt-Außenseite einer Schale von Cristaria spec. "Rosé"

Cristaria spec. "Rosé"

  • Gattungsname: von lat. crista = kammtragend
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Ost-Asien

Hyriopsis bialatus

  • Artname: lat. bi = zwei + lat. alatus = geflügelt
  • Haifischflossenmuschel — engl.: Sharp blade
  • Erstbeschreibung von Simpson 1900
  • maximale Gehäusegröße 15cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Thailand
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Hyriopsis bialatus wird in Südostasien als Nahrung und zur Produktion von Süßwasserperlen genutzt.
  • Die Art wird seit einigen Jahren für die Süßwasseraquaristik importiert.
Cristaria plicata - Unionidae
Cristaria plicata - Unionidae

Herzen und Sterne aus Schalen von Hyriopsis cumingii für die Schmuckherstellung

Hyriopsis cumingii

  • Artname: gewidmet dem britischen Malakologen Hugh Cuming (1791-1865), der mit seinem Schiff "Discoverer" Expeditionen in den Pazifik unternahm und dort Conchylien sammelte
  • engl.: Triangle sail mussel
  • Erstbeschreibung von Isaac Lea 1852
  • maximale Gehäusegröße 15cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung China und Japan
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Süßwasserzuchtperlen gibt es in China bereits seit 100. v.Chr., aktuell findet dort der größte Teil der Weltproduktion mit Hyriopsis cumingii oder Hybriden dieser Art statt, nachdem die japanische Süßwsserperlenzucht durch Umweltprobleme in den 1980ern fast völlig zum Erliegen gekommen war (wo inzwischen mit einer Kreuzung aus der japanischen Hyriopsis schlegeli mit Hyriopsis cumingii weitergezüchtet wird).
  • Man kann annähernd runde Perlen bis zu 12 mm Größe mit feinem Lüster züchten. Dazu werden geerntete Perlen mit sehr kleinen Epithelstückchen bis zu dreimal neu in eine Perlmuschel eingepflanzt. Solche Perlen sind kernlos. In einer Muschel können im Mantelbereich kernlose Perlen für eine ganze Kette gezüchtet werden, aber auch Perlen mit Kern bis zu 20 mm und mehr. Dabei werden je nach Kerngröße im Muschelinneren eine oder zwei Perlen gezüchtet. Hyriopsis cumingii liefert neben weiß und rosé die begehrten lachs- bis violetten Farbtöne.
  • In die Muscheln werden bis zu 50 Fremdkörper (25 pro Klappe) eingebracht, die mit Perlmutt umwachsen werden (besonders bekannt sind die kleinen Buddhafiguren).
  • Das Tier produziert Stoffe, die von medizinischem Interesse sind und wissenschaftlich erforscht werden. Sie sollen Wirkung gegen Tumore haben und immunstimulierend, antioxidativ und neuroprotektiv sein.
  • In der chinesischen Medizin wird ein Perlmutt-Extrakt u.a. aus Hyriopsis cumingii gegen verschiedene Leiden angewandt.
Hyriopsis cumingii - Unionidae

Eine geöffnete Hyriopsis cumingii
mit Perlen in Shanghai/China

Istara / Wikimedia
CC-Lizenz CC-License BY

Cristaria spec. - Unionidae

Perlmutt-Außenseite einer Schale von Hyriopsis spec. "Purpur"

Hyriopsis spec. "Purpur"

  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Ost-Asien
Hyriopsis spec. - Unionidae
Cristaria spec. - Unionidae

Perlmutt-Außenseite einer Schale von Hyriopsis spec. "Regenbogen"

Hyriopsis spec. "Regenbogen"

  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Ost-Asien

Pilsbryoconcha exilis

  • Gattungsname: lat. concha = Muschel — Artname: lat. exilis = mager
  • Erstbeschreibung von Isaac Lea 1839
  • maximale Gehäusegröße 10cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Thailand
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Die Art wird seit einigen Jahren für die Süßwasseraquaristik importiert.
Scabies crispata - Unionidae

Perlmutt-Schalen der Ornamentmuschel

Scabies crispata

  • Gattungsname: lat. scabies = Jucken, Rauhigkeit — Artname: von lat. crispus = kraus
  • Ornamentmuschel
  • Erstbeschreibung von Augustus Addison Gould 1843
  • Synonym Indonaia crispata
  • maximale Gehäusegröße 5cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Südostasien, Indien, China
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Die Art wird seit einigen Jahren für die Süßwasseraquaristik importiert.
Sinanodonta woodiana - Unionidae

S.V. Wood (rechts) im Kreise seiner Kollegen

Wikimedia Public Domain {PD-1924}

Sinanodonta woodiana

  • Artname: gewidmet dem britischen Geologen und Conchyliensammler Searles Valentine Wood (1798-1880), der im Dienste der British East India Company's von 1811 bis 1826 Seekadett war
  • Chinesische Teichmuschel — engl.: Chinese Pond Mussel, Eastern Asiatic freshwater clam
  • Erstbeschreibung von Isaac Lea 1834
  • maximale Gehäusegröße 30cm
  • Süßwassermuschel in langsam strömenden Flüssen und nährstoffreichen Teichen
  • Verbreitung Ostasien (ein Gebiet vom russisch-chinesichen Fluss Amur bis zum chinesischen Yang-tsé-Kiang)
  • Die Larven heften sich an die Kiemen von Wirtsfischen wie Amurkarpfen, Silberkarpfen, Tilapien und Moskitofische. Werden diese Wirtsfische als Besatzfische verkauft, werden die Muscheln mit verbreitet. So wurden sie in weitere Regionen Südostasiens und seit dem Ende des letzten Jahrhunderts auch nach Europa (Rumänien, Ungarn, Italien, Polen, Slowakei, Tschechien, Östereich) sowie Zentral- und Nordamerika eingeschleppt.
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Für Teiche wird Sinanodonta woodiana meist unter anderen Namen wie Anodonta anodonta (Gmeine Teichmuschel) oder Anodonta cygnaea (Schwanenmuschel) angeboten.
Unio pictorum - Unionidae

Wie im Mittelalter: Hier wurden im Rahmen einer Darstellung des Geschichtsfensters Farben in Malermuschel-Schalen gemischt

Foto: Andrej Pfeiffer-Perkuhn Geschichtsfenster

Unio pictorum

  • Artname: von lat. pictor = Maler
  • Malermuschel — engl.: Painter's mussel
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonym
  • maximale Gehäusegröße 9cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Nord-, Mittel- und Osteuropa bis zum Ural
  • Schutz der heimischen Populationen nach der Bundesartenschutz-Verordnung, streng bzw. nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt
  • Früher wurde die Muschel in Massen aus dorfnahen Bächen geholt und als Tierfutter (Fleisch) und Dünger (zermahlene Schalen) verwendet.
  • Als Planktonfiltrierer tragen die Muscheln zur Reinhaltung von Gewässern bei, außerdem sind sie Voraussetzung für die Vermehrung von Bitterlingen, die ihre Eier mit einer Legeröhre in die Muscheln ablegen.
  • Den Namen erhielt die Art durch den mittelalterlichen Gebrauch der Schalen als Gefäß zum Anmischen von Malerfarben.
  • Unio pictorum wird im Aquarium und im Gartenteich gehalten, diese Muscheln kommen aus dem europäischen Ausland, wo sie nicht unter Schutz stehen.

Unio tumidus

  • Artname: lat. tumidus = anschwellend
  • Große Flussmuschel, Aufgeblasene Flussmuschel — engl.: Swollen River Mussel
  • Erstbeschreibung von Lorens Münter Philipson 1788
  • Synonym Tumidian muelleri
  • maximale Gehäusegröße 8cm
  • Süßwassermuschel
  • Verbreitung Europa von Ostfrankreich / Westschweiz durch Mitteleuropa bis zum Polarkreis sowie im Osten bis zum Ural
  • heimische Populationen nach der Bundesartenschutz-Verordnung, streng bzw. nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt
  • Früher wurde die Muschel in Massen aus dorfnahen Bächen geholt und zu Tierfutter (Fleisch) und Dünger (zermahlene Schalen) verwendet.

 

Quelle:

(1) Popular British conchology. A familiar history of the molluscs inhabiting the British Isles. By George Brettingham Sowerby. London:Lovell Reeve,1854 - Bioderversity Heritage Library

Bilder:

Fotos, für die keine Quellenangabe in der Beschreibung angegeben ist, sind unter der
"Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz"
[Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0)]
freigegeben und können unter Angabe dieser URL verwendet werden: www.schnecken-und-muscheln.de
CC-Lizenz BY-SA
Fotos mit dem Namen des Fotografen sind nicht freigegeben, bei Interesse wenden Sie sich bitte selbst an den Autor
(wenn dessen Website verlinkt ist) oder schreiben uns wegen einer Kontaktaufnahme an.
Fotos aus Quellen wie Wikimedia Commons oder Flickr sind entsprechend ihrer angegebenen Lizenz zu behandeln,
bitte folgen Sie dem Link auf die Ursprungsseite.

>>> zur nächsten Familie >>>

>>> zum Start           >>> zum Shop