Familie Pholadidae – Engelsflügel

Schale in 2-3 Bereiche geteilt • eine der Schalen mit "Zahnreihen" zum Bohren der Löchern • in diesen Löchern verbringt die Muschel ihr gesamtes Leben • Filtrierer

Barnea • PholasZirfaea

Barnea candida - Pholadiddae

Siphone (~3cm) von Barnea candida aus der belgischen Nordsee

Hans Hillewaert / Wikimedia
CC-Lizenz CC-Lizenez BYCC-Lizenez SA

Barnea candida

  • Artname: lat. candida = weißes Kleid
  • Weiße Bohrmuschel — engl.: White piddock, White barnea — frz.: Pholade, Barnée blanche — holl.: Witte boormossel — span.: Barnea blanca
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonyme Barnea spinosa, Pholas candida, Pholas costulata, Pholas cylindrica, Pholas papyracea
  • maximale Gehäusegröße 7cm (normal 6cm)
  • Meeresmuschel in 3 bis 27 m Wassertiefe
  • Barnea candida bohrt Löcher in verfestigtes Sediment und weichere Gesteine (Ton, Torf, Holz, Sandstein) und lebt komplett in diesen bis 15cm tiefen Löchern. Damit trägt sie zur Abtragung von unter Wasser anstehenden weicheren Sedimentgesteinen bei.
  • Verbreitung Norwegen bis Westafrika, auch Mittelmeer, Schwarzes Meer, Nord- und westliche Ostsee; aus Thailand gibt es einen Einzelnachweis
  • Trotz ihres Rückganges ist die Weiße Bohrmuschel lokal noch sehr häufig. Sie lebt in kleinen Kolonien in einer Dichte bis zu 800 Individuen pro Quadratmeter.
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Die Fortpflanzung findet bei Barnea candida ungewöhnlicherweise im September bei fallenden Wassertemperaturen statt.
Pholas dactylus - Pholadidae

Pholas dactylus, im Gestein bohrend
(Darstellung a.d. 19. Jahrhundert)

Quelle: (1) Popular...

Pholas dactylus - Pholadidae

Eine Dattelmuschel, die in der Dunkelheit leuchtet
(Darstellung a.d. 19.Jahrhundert)

Quelle: (2) Brehm

Pholas dactylus

  • Artname: latinisiert von gr. dáktylos = Finger
  • Große Bohrmuschel, Dattelmuschel — engl.: Common Piddock — holl.: Pholade, gewone boormossel — frz.: grande pholade, gite — dän.: daddelformet boremusling — alban.: midhja shpuese — ital.: dattero bianco
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonyme Pholas muricata, Pholas hians, Hypogaea verrucosa, Pholas callosa, Pholas edwardsi, Pholas dactylina
  • maximale Gehäusegröße 15cm (normal 12cm)
  • Meeresmuschel, die in verschiedenen Substraten von Kalk bis zu harten Gesteinen bohrt
  • Verbreitung europäischer Atlantik, Nordsee, Ostsee, Mittelmeer
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Früher wurde die Muschel in Europa als Nahrungsmittel geschätzt, der Geschmack soll würzig sein.
  • Bei Pholas dactylus kommt Biolumineszenz vor: im Dunkeln leuchtet das Tier grün-blau. Die Oxidation des Proteins Luciferin des Tieres führt zu diesem Leuchten, was im Labor durch chemische Auslöser wie Kaliumpermangant stimuliert werden konnte. Die Muschel selbst reagiert sensitiv auf Licht und zieht sich bei Helligkeit in ihre Höhle zurück.
  • Die Schalen von Pholas dactylus sind dreiteilig, denn die beiden seitlichen Klappen sind durch ein kleines Teil im Bereich des Wirbels miteinander verbunden. Dieses dritte Schalenteil ist sehr zerbrechlich und bei den isolierten Schalen nur selten vorhanden.

Pholas dactylus - Pholadidae

Eine Kolonie Pholas dactylus im Stein
(Darstellung aus dem 19. Jahrhundert)

Wikimedia {{PD-US}} Public Domain

Eine andere Eigenthümlichkeit der Pholaden ist das Leuchten. Ueber den Vorgang und die Natur dieser Erscheinung hat uns Panceri Aufschluß gegeben. Läßt man die aus ihren Bohrlöchern herausgenommenen Tiere ruhig in einem Gefäße mit Meerwasser stehen und beobachtet sie in der Dunkelheit, so leuchten sie nicht. Sie verhalten sich damit wie die anderen Leuchttiere des Meeres, welche alle gereizt werden müssen, ehe sie ihr Licht anstecken. Faßt man sie an und bewegt sie, so ergießen sich von ihnen leuchtende Wölkchen ins Wasser, das nach und nach ganz leuchtend wird. Es ist ein Schleim, welcher sich vom Tiere ablöst und der sich allem anhängt, was mit ihm in Berührung kommt. Das Leuchten der Masse verliert sich, nachdem sie sich ausgebreitet und zur Ruhe gekommen ist, erscheint aber wieder bei Erneuerung der Reizung und Bewegung.*

* Alfred Edmund Brehm: Brehms Tierleben, Allgemeine Kunde des Tierreichs (1893-1900)

Pholas orientalis

  • Gattungsname: lat. orientalis = östlich, orientalisch
  • Pazifischer Engelsflügel — engl.: Oriental Piddock, Pacific Angel Wing, Oriental Angel Wing — Malaysia: Mentarang — Philippinen: Diwal — frz.: Aile d'ange orientale
  • Erstbeschreibung von Johann Friedrich Gmelin 1790
  • maximale Gehäusegröße 12cm
  • Meeresmuschel im Flachwasser bis 20m Tiefe
  • Die Muschel lebt 30-60cm tief im lehmartigen Sediment vergraben, nur der Siphon ist von außen sichtbar. Wird sie einmal aus ihrer Höhle herausgeholt, kann sie nicht mehr zurück.
  • Verbreitung indopazifisch: Pakistan - Philippinen, Südchinesisches Meer - Australien
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Pazifische Engelsflügel werden vor allem auf den Philippinen ihres Muschelfleisches wegen gefangen, das als Delikatesse gilt und darüber hinaus den Ruf eines Aphrodisiakums hat. Auf philippinischen Märkten - sofern sie überhaupt erhältlich sind - gehören sie zu den teuersten Muscheln, außerdem werden sie nach Taiwan und Hogkong exportiert. Aufgrund des unregulierten Fangs und verschlechterter Umweltbedingungen ist die Art auf den Philippinen inzwischen gefährdet. Es werden Forschungen durchgeführt, Pholas orientalis in Aquakultur zu züchten, um sie wieder in ihrem alten Lebensraum anzusiedeln und in einigen Regionen gibt es Bestrebungen, den Fang zu regulieren.
  • Pholas orientalis wird von Tauchern gefangen, die es mit bloßen Händen oder einem eisernen oder hölzernen Gerät aus dem Sediment holen.
Zirfaea crispata - Pholadidae

Zirfaea crispata
(Darstellung aus dem 19.Jh.)

Quelle: (3) Tryon

Zirfaea crispata

  • Artname: von lat. crispus = kraus
  • Krause Bohrmuschel, Rauhe Bohrmuschel, Gerillte Bohrmuschel — engl.: Oval Piddock, Great piddock, Atlantic great piddock — frz.: Grand pholade rugueuse, Pholade crépue — holl.: ruwe boormossel — dän.: Stor boremusling — schwed.: nordlig borrmussla — norweg.: strutskjel, strutskjell
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonyme Mya crispata, Pholas bifrons, Pholas crispata
  • maximale Gehäusegröße 9cm
  • Meeresmuschel im Gezeitenbereich bis 16m Tiefe, wo sie 15-30cm lange Bohrlöcher in Torf, verfestigten Ton, weichen Kalkstein oder seltener in Holz treibt
  • Der kräftig ornamentierte vordere Teil des Gehäuses wird gegen die hintere Wand des Bohrlochs gepresst, der Fuß bewegt das Gehäuse geringfügig um seine Längsachse. Dabei wird etwas Material von der Innenwand des Bohrlochs abgeschabt.
  • Das mit einem Periostrakum bedeckte Gehäuse klafft an beiden Enden weit auseinander. Die Siphonen erreichen etwa doppelte Gehäuselänge und können nicht mehr vollständig in das Gehäuse zurück gezogen werden. Der Mantel ist tief eingebuchtet.
  • Verbreitung Nordatlantik (im Westen vor Kanada, im Osten mit Britischen Inseln, Ärmelkanal und Biskaya), auch Nord-und Ostsee bis Kiel sowie Nordpazifik
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Muscheln, die in der Gezeitenzone leben, haben eine kürzere Lebensdauer als die in tieferen Bereichen (5 Jahre versus 7 Jahre).
Die krause Bohrmuschel

(Zirfaea crispata)

Er bohrte bei jedem Wind und Wetter,
erst dünne, dann immer dickere Bretter,
er bohrte Planken, er bohrte Bohlen.
Er fand keine Zeit mehr, sich zu erholen.
Er bohrte am Ende, man glaubt es kaum,
am Meeresgrund einen Eichenbaum.
Den hatten einst Wikinger dort verloren.
Er starb — an Herzversagen — beim Bohren.

 

Quellen:

(1) Popular British conchology. A familiar history of the molluscs inhabiting the British Isles. By George Brettingham Sowerby. London:Lovell Reeve,1854 - Bioderversity Heritage Library
(2) Brehm, Alfred Edmund; Pechuel-Loesche, Eduard "Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Niedere Tiere." (1893) Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut - bioLlib.de
(3) George W. Tryon, Jr.: American marine conchology: or, Descriptions of the shells of the Atlantic coast of the United States from Maine to Florida / Philadelphia: The author, [1873] - Bioderversity Heritage Library

Bilder:

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