Teredo navalis in seinem Gang:
sichtbar ist bei diesem lebenden Tier zwischen den Schalen in der Mitte der Fuß, rechts daneben die Mundöffnung
Foto: Scientario / Stanko Čudić
Ein getrockneter Schiffsbohrwurm, bei dem das Verhältnis der weißen Schalen zum braunen Muschelkörper gut zu sehen ist
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Ein Stück Holz mit den Überresten der kalkigen Wohnhöhlen mehrerer Teredo navalis an der kroatischen Adriaküste
Foto: Scientario / Stanko Čudić
Rechts zwei durch den Schiffsbohrwurm geschädigte Buhnen bei Warnemünde/
Mecklenburg-Vorpommern im März 2011 noch mit dem letzten Eis des Winters
Nur etwa acht Wochen dauert die Entwicklung von Teredo navalisvon der Larve bis zum geschlechtsreifen adulten Tier, aber sie führt zu erheblichen Schäden im Holz
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Teredo navalis
(Darstellung aus dem
19. Jahrhundert)
Quelle: (1) Popular...
Teredo navalis
- Gattungsname: lat. teredo = Holzwurm — Artname: lat. navalis = zu Schiff, mit der See verbunden
- Schiffsbohrmuschel — engl.: Great Shipworm, Naval Shipworm, Atlantic shipworm, shipworm —
dän.: Pæleorm — lit.: laivagraužis — holl.: gewone paalworm, paalworm —
frz.: taret commun — finn.: Laivamato — norweg.: Pelemark, Peleskjell — schwed.: Skeppsmask
— tschech.: sášeň lodní
- Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
- Synonyme Calmitas navium, Teredo novangliae, Teredo marina, Teredo batava, Teredo vulgaris, Teredo japonica,
Teredo beachi, Teredo beaufortana, Teredo morsei
- maximale Gehäusegröße 1cm, das wurmartig verlängerte Tier kann in den Tropen über
einen halben Meter lang werden, in der Ostsee 20cm
- Die Schalen dient hier nicht dem Schutz, sondern als Bohrwerkzeug in Schiffen, Pfahlbauten und Treibholz
- Meeresmuschel in Gewässern mit einer Salinität von mindestens 0,9%
- Verbreitung ursprünglich Atlantik, inzwischen weltweit verbreitet (wahrscheinlich durch den Verkehr mit Holzschiffen)
- keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
- Die ältesten fossilen Bohrwürmer lebten vor über 60 Millionen Jahren. Als hölzerne Boote, Brücken
und Stege entstanden, wurden sie von den Tieren als Futterquelle angenommen. Schon im alten Ägypten brauchten Schiffe
einen Schutzanstrich, Schäden an römischen Galeeren sind überliefert, und angeblich hätte die Spanische
Armada ohne Teredo navalis England erreichen können. Christoph Kolumbus schilderte in seinen Logbüchern, wie seine
Schiffsflotte aus damals noch unbekannten Gründen mehr oder weniger unter den Füßen der Mannschaft auseinanderfiel, er
verlor auf seinen vier Reisen insgesamt neun Schiffe.
- 1731 hatte der Schiffsbohrwurm in Holland die hölzernen Deichtore zerfressen, sodaß sie bei einer Sturmflut brachen.
Für die US-Pazifikküste wurde San Fransico als Hafen ausgewählt, weil die Brackwasser-Bucht angeblich sicher war
"vor Angriffen durch Wind, Wellen, Feinden und Schiffswürmern". Nachdem aber der Atlantische Schiffswurm 1913
dort angekommen war und sich als sehr viel unempfindlicher als sein pazifischer Verwandter erwies, vernichtete er innerhalb
weniger Jahre hölzerne Kaianlagen im Wert von umgerechnet über 900 Millionen US$.
- In der Ostsee wird der Lebensraum des Schiffswurms durch die teilweise geringe Salinität begrenzt, weitet sich aber
trotzdem aus. Gab es früher periodischen Massenbefall, der einige Jahre dauerte und dann abflaute, nehmen die Schäden
z.B. an den Buhnen, die zum Sturmflut-Schutz in den Brandungsbereich gebaut werden, zu. In Mecklenburg-Vorpommern werden in
Forschungprojekten Gegenmaßnahmen untersucht.
- Die größte Schädigung rufen die Heranwachsenden hervor, die innerhalb von 60 Tagen zu geschlechtsreifen
Adulten heranwachsen. So können pro Jahr mehrere Generationen entstehen. Der Schiffsbohrwurm kann zwei bis drei Jahre
alt werden.
- Die wenige Millimeter große Öffnung zum Wasser wird durch zwei spezielle Kalkplättchen hermetisch abgeschlossen, aus
der zwei kleine Atem-Siphone ragen. So ist der Befall von außen kaum zu sehen. Die Bohrröhre wird mit einer Kalkschicht
ausgekleidet und dient als Wohnhöhle, in dem der Schiffbohrwurm den Rest seines Lebens verbringt.
- Teredo navalis wandelt die Zellulosebestandteile des abgeraspelten Holzes mit den körpereigenen Enzymen Cellulase und
Glucosidasen zu knapp 80 % in Zucker um. Die einseitige Ernährung mit Holz würde zu einem Mangel an Stickstoff und essentiellen
Aminosäuren führen, den der Schiffsbohrwurm mithilfe symbiotischer Bakterien an der Basis seiner Kiemen umgeht. Daneben filtert
er durch sein Atemwasser Plankton als Nahrungsergänzung heraus.
Der Schiffswurm; Pfahlwurm, Bohrwurm, Schiffbohrer, Wurm.
In einer sehr dünnen, runden, gebogenen, das Holz durchdringenden Schale lebt eine Terebelle, die unter dem obigen Namen den Seeleuten bekannt genug ist; sie wird 4, 6 und mehrere Zoll lang; sie bohrt sich fingerdicke Gänge ins Holz, worin sie sich auch sehr stark vermehrt, und dadurch den Schiffen, Seepfählen &c. grossen Schaden zufügt; Im Jahr 1730 hatte der Wurm die Dämme in Seeland und Friesland so ausgehöhlt, das selbige der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten; Das beste Mittel, ihn vom Holz abzuhalten und zu vertreiben, soll Arsenik mit Oel gekocht seyn.*
* Philipp Andreas Nemnich:
Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Natur-Geschichte mit erklaerenden Anmerkungen
(1793-1798)
Eine kleine Übersicht über das Leben des Schiffsbohrwurms und dessen Auswirkungen auf das Leben von Menschen
(Darstellung aus dem 19. Jahrhundert)