Familie Teredinidae – Schiffsbohrwürmer

Familie mit etwa 60 Arten • alle Arten bohren im Holz und ernähren sich von Holz

Kuphus • Teredo

Kuphus polythalamia

  • Riesen-Wurmmuschel — engl.: Giant worm shell
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1767
  • Synonyme Furcella gigantea, Kuphus arenarius, Kuphus clausa, Septaria arenarius, Siliquaria bipartita, Teredo dubia, Teredo gigantea
  • maximale Gehäusegröße 1,532 Meter (Rekordmessung)
  • Meeresmuschel in einer Kalkröhre frei im Sediment von Mangrovenwäldern
  • Verbreitung Indopazifik
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Kuphus polythalamia ist die primitivste Art der Terediniden, die einzige rezente Art der Gattung und die längste Muschel der Welt.
  • Carl von Linné stand nur die Kalkröhre für seine Bestimmung zur Verfügung und daraus meinte er einen Röhrenwurm erkannt zu haben. Obwohl später klar wurde, daß Kuphus polythalamia eine Muschel ist, wurde die Bezeichnung 'Giant Tube Worm' (Riesen-Röhrenwurm) weiter verwendet.
  • Fossile Funde der Riesen-Wurmmuschel gibt es aus dem Oligozän (vor 33,9 Millionen bis 23 Millionen Jahren).
Teredo navalis - Teredinidae

Nur etwa acht Wochen dauert die Entwicklung von Teredo navalisvon der Larve bis zum geschlechtsreifen adulten Tier, aber sie führt zu erheblichen Schäden im Holz

Flingeflung / Wikimedia
GNU GNU bzw. CC-Lizenz CC-License BYCC-License SA

Teredo navalis - Teredinidae

Teredo navalis
(Darstellung aus dem
19. Jahrhundert)

Quelle: (1) Popular...

Teredo navalis

  • Gattungsname: lat. teredo = Holzwurm — Artname: lat. navalis = zu Schiff, mit der See verbunden
  • Schiffsbohrmuschel — engl.: Great Shipworm, Naval Shipworm, Atlantic shipworm, shipworm — dän.: Pæleorm — lit.: laivagraužis — holl.: gewone paalworm, paalworm — frz.: taret commun — finn.: Laivamato — norweg.: Pelemark, Peleskjell — schwed.: Skeppsmask — tschech.: sášeň lodní
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonyme Calmitas navium, Teredo novangliae, Teredo marina, Teredo batava, Teredo vulgaris, Teredo japonica, Teredo beachi, Teredo beaufortana, Teredo morsei
  • maximale Gehäusegröße 1cm, das wurmartig verlängerte Tier kann in den Tropen über einen halben Meter lang werden, in der Ostsee 20cm
  • Die Schalen dient hier nicht dem Schutz, sondern als Bohrwerkzeug in Schiffen, Pfahlbauten und Treibholz
  • Meeresmuschel in Gewässern mit einer Salinität von mindestens 0,9%
  • Verbreitung ursprünglich Atlantik, inzwischen weltweit verbreitet (wahrscheinlich durch den Verkehr mit Holzschiffen)
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Die ältesten fossilen Bohrwürmer lebten vor über 60 Millionen Jahren. Als hölzerne Boote, Brücken und Stege entstanden, wurden sie von den Tieren als Futterquelle angenommen. Schon im alten Ägypten brauchten Schiffe einen Schutzanstrich, Schäden an römischen Galeeren sind überliefert, und angeblich hätte die Spanische Armada ohne Teredo navalis England erreichen können. Christoph Kolumbus schilderte in seinen Logbüchern, wie seine Schiffsflotte aus damals noch unbekannten Gründen mehr oder weniger unter den Füßen der Mannschaft auseinanderfiel, er verlor auf seinen vier Reisen insgesamt neun Schiffe.
  • 1731 hatte der Schiffsbohrwurm in Holland die hölzernen Deichtore zerfressen, sodaß sie bei einer Sturmflut brachen. Für die US-Pazifikküste wurde San Fransico als Hafen ausgewählt, weil die Brackwasser-Bucht angeblich sicher war "vor Angriffen durch Wind, Wellen, Feinden und Schiffswürmern". Nachdem aber der Atlantische Schiffswurm 1913 dort angekommen war und sich als sehr viel unempfindlicher als sein pazifischer Verwandter erwies, vernichtete er innerhalb weniger Jahre hölzerne Kaianlagen im Wert von umgerechnet über 900 Millionen US$.
  • In der Ostsee wird der Lebensraum des Schiffswurms durch die teilweise geringe Salinität begrenzt, weitet sich aber trotzdem aus. Gab es früher periodischen Massenbefall, der einige Jahre dauerte und dann abflaute, nehmen die Schäden z.B. an den Buhnen, die zum Sturmflut-Schutz in den Brandungsbereich gebaut werden, zu. In Mecklenburg-Vorpommern werden in Forschungprojekten Gegenmaßnahmen untersucht.
  • Die größte Schädigung rufen die Heranwachsenden hervor, die innerhalb von 60 Tagen zu geschlechtsreifen Adulten heranwachsen. So können pro Jahr mehrere Generationen entstehen. Der Schiffsbohrwurm kann zwei bis drei Jahre alt werden.
  • Die wenige Millimeter große Öffnung zum Wasser wird durch zwei spezielle Kalkplättchen hermetisch abgeschlossen, aus der zwei kleine Atem-Siphone ragen. So ist der Befall von außen kaum zu sehen. Die Bohrröhre wird mit einer Kalkschicht ausgekleidet und dient als Wohnhöhle, in dem der Schiffbohrwurm den Rest seines Lebens verbringt.
  • Teredo navalis wandelt die Zellulosebestandteile des abgeraspelten Holzes mit den körpereigenen Enzymen Cellulase und Glucosidasen zu knapp 80 % in Zucker um. Die einseitige Ernährung mit Holz würde zu einem Mangel an Stickstoff und essentiellen Aminosäuren führen, den der Schiffsbohrwurm mithilfe symbiotischer Bakterien an der Basis seiner Kiemen umgeht. Daneben filtert er durch sein Atemwasser Plankton als Nahrungsergänzung heraus.

Der Schiffswurm; Pfahlwurm, Bohrwurm, Schiffbohrer, Wurm.
In einer sehr dünnen, runden, gebogenen, das Holz durchdringenden Schale lebt eine Terebelle, die unter dem obigen Namen den Seeleuten bekannt genug ist; sie wird 4, 6 und mehrere Zoll lang; sie bohrt sich fingerdicke Gänge ins Holz, worin sie sich auch sehr stark vermehrt, und dadurch den Schiffen, Seepfählen &c. grossen Schaden zufügt; Im Jahr 1730 hatte der Wurm die Dämme in Seeland und Friesland so ausgehöhlt, das selbige der Gewalt der Wellen nicht widerstehen konnten; Das beste Mittel, ihn vom Holz abzuhalten und zu vertreiben, soll Arsenik mit Oel gekocht seyn.*

* Philipp Andreas Nemnich: Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Natur-Geschichte mit erklaerenden Anmerkungen (1793-1798)

Eine kleine Übersicht über das Leben des Schiffsbohrwurms und dessen Auswirkungen auf das Leben von Menschen
(Darstellung aus dem 19. Jahrhundert)

Quelle: (2) Unterhaltungen...

 

Quellen:

(1) Popular British conchology. A familiar history of the molluscs inhabiting the British Isles. By George Brettingham Sowerby. London:Lovell Reeve,1854 - Bioderversity Heritage Library
(2) Unterhaltungen aus der Naturgeschichte / [hrsg. von Gottlieb Tobias Wilhelm, fortgesetzt von Gerhard Adam Neuhofer]. [15], Der Würmer zweyter Theil. Augsburg :Schlosser,1834. - Bioderversity Heritage Library

Bilder:

Fotos, für die keine Quellenangabe in der Beschreibung angegeben ist, sind unter der
"Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz"
[Attribution-ShareAlike 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0)]
freigegeben und können unter Angabe dieser URL verwendet werden: www.schnecken-und-muscheln.de
CC-Lizenz BY-SA
Fotos mit dem Namen des Fotografen sind nicht freigegeben, bei Interesse wenden Sie sich bitte selbst an den Autor
(wenn dessen Website verlinkt ist) oder schreiben uns wegen einer Kontaktaufnahme an.
Fotos aus Quellen wie Wikimedia Commons oder Flickr sind entsprechend ihrer angegebenen Lizenz zu behandeln,
bitte folgen Sie dem Link auf die Ursprungsseite.

>>> zur nächsten Familie >>>

>>> zum Start           >>> zum Shop