Gehäuse der Wellhornschnecke
Buccinum undatum (9cm)
Die Innenseite der Wellhornschnecken-Gehäuse sind machmal sehr farbig
Subfossiles Wellhornschnecken-Gehäuse mit Blick ins Innere aus Walcheren
Hornige Opercula der Wellhornschnecke
Trockene Eiballen von Buccinum undatum
aus Walcheren
Ein leeres Wellhornschnecken-Gehäuse auf der Insel Juist als Kleinbiotop mit Seepocken und Miesmuscheln
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Buccinum undatum auf einer Briefmarke der Faröer-Inseln
Astrid Andreassen / Wikimedia
Buccinum undatum-Gehäuse mit Einsiedlerkrebsen
(Darstellung aus dem 19. Jahrhundert)
Quelle: (1) Floericke
Ein Einsiedlerkrebs (Pagurus bernhardus) in den Resten des Gehäuses einer Wellhornschnecke auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist
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Dieser Landeinsiedlerkrebs (Coenobita compressus) trägt im Terrarium ein Wellhornschnecken-Gehäuse
Foto: Melanie Schmitz
Buccinum undatum
- Gattungsname: von lat. buc[c]ina = gewundenes (Kuh-)Horn, Signalhorn; auf diesem Horn soll Triton,
Sohn von Poseidon und selbst niederer Meergott, geblasen haben, um die aufgewühlte See zu beruhigen
— Artname: lat. undatus = wellenförmig
- Wellhornschnecke — engl.: Buckie, Common Whelk, Common Northern Whelk, Waved Whelk, Whelk — frz.: Buccin, Bulot
— ital.: Buccina — holl.: Wulk, Gewone Wulk — dän.: Konk, Konksnegl — port.: Búzio, Buzo
— span.: Bocina, Caracolillo De Bruselas — tschech.: Surmovka čeřitá — poln.: Trąbik zwyczajny
— norweg.: Kongesnegl — Faröer: Agngágga
- Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
- Synonyme Buccinum acuminatum, Buccinum donovani, Buccinum fragile, Buccinum pictum, Buccinum striatum
- maximale Gehäusegröße 13cm (normal 11cm)
- Meeresschnecke von der Flachwasserzone bis Tiefen von 200 m vorzugsweise auf Weichböden
- Verbreitung Nordatlantik: Nordamerika über Arktis bis Europa, auch in der Nordsee und im Mittelmeer
(85°N - 45°N und 110°W - 40°O)
- keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
- Die Schnecken können bis zu 15 Jahre alt werden und eine Geschwindigkeit von über 10cm pro Minute erreichen.
- Das Tier ernährt sich als Aasfresser und Räuber von Würmern, Crustaceen und anderen Weichtieren: Schalen
und Panzer ihrer Beutetiere bohrt es mit der Radula an, um das Innere zu fressen und Muscheln öffnet es, indem es seinen
Sipho, gefolgt von der Radula, zwischen die beiden Schalen schiebt.
- Buccinum undatum war früher in europäischen Küstenregionen ein wichtiges Lebensmittel der ärmeren
Bevölkerung, hat hier inzwischen aber eine geringere Bedeutung als Nahrungsmittel.
- In Süd-Korea gilt eine mit Buccinum undatum verwandte Art als Delikatesse (Bai Top). Da die dortigen Bestände
durch Überfischung zurückgegangen waren, wird jetzt auf Importe der Wellhornschnecke aus Europa und Nordamerika zurückgegriffen.
- Die Wellhornschnecke ist eine der wichtigsten Arten der europäischen Schnecken-Fischerei. Die Art wird u.a. in Frankreich (Bretagne),
den Niederlanden, Irland, Großbritannien, Norwegen und Schweden gefangen; in Deutschland wurde die Wellhornschnecken-Fischerei 1951 begonnen,
aber 1974 mangels Wirtschaftlichkeit wieder eingestellt.
- Die Weltfangmenge der Art liegt etwa seit der Jahrhundertwende bei 30.000 Tonnen pro Jahr (bis Mitte der 1990er waren es unter 10.000 Tonnen pro Jahr).
- Während Eiballen der Wellhornschnecke gelegentlich am Strand angespült werden, sind ihre Gehäuse dort selten zu finden,
da diese gern von Einsiedlerkrebsen bezogen werden.
- Kurt Floericke schrieb 1920 über die Eiballen: "Häufig findet man am Strande die merkwürdigen Eierpakete dieser Schnecken,
apfelgroße, rundliche Gebilde von pergamentartiger Beschaffenheit, die aus mehren hundert erbsengroßen, weißlichgelben Kapseln bestehen.
Ursprünglich sind die Laichklumpen natürlich viel kleiner, aber sie quellen stark auf, da die Kapselwandungen für Wasser durchlässig sind.
Das ganze Gebilde ist mit feinst zerriebenem Sande durchsetzt, weshalb die Fischer es gern zum Reinigen ihrer Hände benutzen. Aus eigener Erfahrung
kann ich versichern, daß dieser 'Seifenersatz' nicht der schlechteste ist. Die schalkhafen Buben Altenglands aber gewinnen aus diesen Laichklumpen
das von ihnen so hoch geschätzte Juckpulver, das den Zweck hat, Lehrern in die Kleider oder in die Betten gestreut zu werden."
- TBT (Tributylzinn, das für Schiffsanstriche gegen Bewuchs verwendet wird) kann bei den Tieren Imposex verursachen.
Dabei entwickeln sich Geschlechtsorgane, die gegensätzlich zu ihrem eigentlichen Geschlecht sind, bei Buccinum undatum
bilden die weiblichenTiere zusätzlich Teile des männlichen Systems und können im fortgeschrittenen Stadium steril werden.
- Auf den Faröer-Inseln wird die Schnecke Agngágga genannt: das heißt "Köderschnecke", da das Tier dort gefangen und als üblicher Köder in der Fischerei verwendet wird
- im Gegensatz zu manchen anderen Ländern kommt die Wellhornschnecke in der färöischen Küche aber nicht vor.
Das (gemeine) nordische Klinkhorn, das Wellenhorn; das Bartmännchen, die harichte Lippe.
Ein Eckenhorn; in der Nordsee; in England werden sie gespeiset und in Menge zu Markt gebracht. Linksgewundene Wellhörner sind sehr selten.*
*Philipp Andreas Nemnich:
Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Natur-Geschichte
mit erklaerenden Anmerkungen
(1793-1798)
Die Wellhornschnecke
(Buccinum undatum)
Das Wellhorn bläst die ganze Nacht
von abends acht bis morgens acht.
Und jeder, der es blasen hört,
fühlt sich gestört.
Bis endlich Vater Mond erwacht
und es — zur Schnecke macht.