Familie Argonautidae – Papierboote

achtarmige Kraken • pelagische Bewohner aller Weltmeere • getrenntgeschlechtlich, mit Zwergmännchen • Familie mit einer Gattung

Argonauta argo - Argonautidae

Argonauta argo
(Darstellung aus dem 19. Jahrhundert)

Wikimedia Public Domain

Argonauta argo

  • Gattungs- und Artname: nach der Argonautensage der griechischen Mythologie, in der sich der Held Iason mit seinen Mitstreitern (nach ihrem Schff, der Argo, als Argonauten benannt) aufmacht, das goldene Vlies zu erobern
  • Großer Argonaut, Großes Papierboot — engl.: Greater Argonaut
  • Erstbeschreibung von Carl von Linné 1758 (Systema Naturae)
  • Synonyme Argonauta papyracea, Ocythoe antiquorum, Trichocephalus acetabularis, Argonauta minor, Argonauta naviformis, Argonauta papyria, Argonauta cygnus, Argonauta ferussac, Argonauta sebae
  • maximale Gehäusegröße 30cm (Argonauta argo ist die größte Art der Gattung mit dem größten Brutbehälter)
  • pelagischer Meeresbewohner
  • Verbreitung in tropischen und subtropischen Gewässern weltweit
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Bei Argonauta argo bildet das Weibchen den papierartigen Brutbehälter, der in China "Nest des Weißen Seepferdchens" genannt wird.
  • Im Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon (1837–1841) gibt es darüber diese Beschreibung: "Das Gehäuse ist wie ein Papierblatt so dünn, schneckenartig gewunden, am Rande gezähnelt, regelmäßig gefurcht, sieht milchweiß aus und wird bis einen Fuß lang. Es enthält nur einen Raum und wird von einer Art Tintenwurm bewohnt, der aber damit keineswegs verwachsen ist, große, vorstehende Augen, einen knöchernen und einem Papagaischnabel ähnlichen Mund, welcher in dem weichen Fleische verborgen ist, sowie um den Kopf herum acht Füße oder Arme hat, welche mit Saugnäpfchen besetzt sind, mittels der er seine aus Insekten und andern kleinen Thieren bestehende Nahrung erfaßt. Am häufigsten findet man das Papierboot im mittelländ. Meere, besonders an der afrik. Küste, wo diese Thiere in ihren Gehäusen, wie in kleinen Gondeln, zuweilen in großer Anzahl nach allen Richtungen umhersteuern. Die sechs längsten seiner Arme vertreten dabei die Stelle von Rudern und die zwei kürzern, am Ende häufig geflügelten weiß es als Segel ... sehr geschickt zu benutzen. Eine Röhre endlich, aus welcher das Papierboot Wasser von sich spritzen kann, dient ihm als eine Art Waffe wider Angreifer und vielleicht auch um über dem Wasser schwebende Insekten damit zu benetzen und ins Meer fallen zu machen, wo es sich derselben bemächtigen kann. Wird das Meer unruhig oder bemerkt das Papierboot eine Gefahr für sich, so zieht es seine Arme ein und versenkt sich auf den Grund, von dem es beliebig an die Oberfläche zurückkehren kann."
  • Die Tintenfische ernähren sich von pelagischen Mollusken, die vermutlich nicht aktiv gejagt, sondern beim Vorbeischwimmen geschnappt werden.
  • Auf offener See wurde beobachte, daß Große Argonauten sich an Quallen anhaften, die sie auch beschädigen. Neben dem Nahrungserwerb dient das dem Schutz des Tintenfisches.
  • An australischen und südafrikanischen Stränden kommen saisonweise Massenstrandungen von Argonauta argo vor.

Argonauta hians

  • Gattungsname: nach der Argonautensage der griechischen Mythologie, in der sich der Held Iason mit seinen Mitstreitern (nach ihrem Schff, der Argo, als Argonauten benannt) aufmacht, das goldene Vlies zu erobern — Artname: lat. hians = geöffnet
  • Braunes Papierboot, Geflügeltes Papierboot — engl.: Winged Argonaut, Muddy Argonaut — chines.: "graues Seepferd-Nest"
  • Erstbeschreibung von John Lightfoot 1786
  • Synonyme Argonauta gondola, Argonauta haustrum, Ocythoe cranchii, Argonauta nitida, Argonauta crassicosta, Argonauta raricosta, Argonauta owenii, Argonauta kochiana, Argonauta cornuta, Argonauta dispar, Argonauta polita
  • maximale Gehäusegröße 121,5 mm (Weltrekord), normal 8cm
  • pelagischer Meeresbewohner
  • Verbreitung in den meisten tropischen und subtropischen Meeren weltweit
  • keine Artenschutzbestimmungen, keine Handelsbeschränkungen
  • Argonauta hians ernährt sich von pelagischen Mollusken.
  • Papierboote besitzen kein echtes Gehäue, denn dies ist im Laufe der Evolution vollständig zurückgebildet worden. Die Funktion der namensgebenden dünnen Gehäuse ist nicht klar. Möglicherweise handelt es sich um Behältnisse für die Eier der Tiere, dazu paßt, daß sie nur von den erwachsenen Weibchen gebildet werden. Neuere Untersuchungen weisen allerdings darauf hin, daß die Gehäuse für die Speicherung von Luft dienen, um das Tier in der Tiefsee auszutarieren. Zur Produktion des Gehäuses dienen Drüsen an den oberen Armen der Weibchen, die ein entsprechendes Sekret produzieren. Sie führen dieses Gehäuse dann mit sich.
  • Die Befruchtung der Weibchen erfolgt wie bei den meisten Kraken durch einen speziell umgestalteten Arm der Männchen, den Hectocotylus. Anders als bei anderen Kraken löst sich der Hectocotylus mit der Spermatophore jedoch komplett ab und ist in der Lage, auch über weite Entfernungen ein Weibchen zu finden und zu befruchten. Entsprechend wurde der abgetrennte Arm wissenschaftlich viel früher bekannt als das Männchen, er wurde jedoch fälschlicherweise als parasitärer Fadenwurm in der Mantelhöhle der Weibchen beschrieben.
  • Argonauta hians hängt sich an andere Objekte, einschließlich andere Argonauten. So wurden Ketten von 20-30 Argonauten gleicher Größe beobachtet, wobei sich das erste Weibchen an einen unbelebten Gegenstand fixiert. Außerdem hängen die Papierboot-Weibchen im offenen Meer oft an der Qualle Phyllorhiza punctata, die sie als Deckung gegen Gefahren und als "Jagd-Plattform" benutzen.

Quelle:

(1) Die Cephalopoden, von Carl Chun. Series: Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Expedition, auf dem Dampfer "Valdivia", 1898-1899, Bd. 18. [Jena],G. Fischer,1910-1915 - Bioderversity Heritage Library

Bilder:

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